Auf dieser Seite soll an die bedeutendsten Bürger-Ehrungen in Molmerswende erinnert werden. Charakterisiert werden sie durch die Jahreszahlen

1903  1928   1965   1973  1994  1997


Allen, die unterschiedliche Gesellschaftssysteme erlebt (oder erlitten) haben, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Ehrungen ein und desselben Dichters sehr unterschiedlich ausfallen können. Es schmälert das Verdienst des agilen Vorsitzenden des Dorfklubs in Molmerswende, Rudolf Rennecke, in keiner Weise, wenn wir aus dem Heftchen von Cäcilia Friedrich und Rudolf Rennecke aus dem Jahre 1989 zitieren:

"1969 führte der Dorfclub, der am 3.2.1965 gegründet wurde, im Rahmen seiner jährlichen Dorffestspiele zum 175. Todestag des Dichters ein "Bürgerfest" mit einem großen historischen Umzug durch, bei dem 400 Mitwirkende erforderlich waren. Mit Hilfe des Volkstheaters in Halberstadt wurden in 3 Gruppen und insgesamt 20 Bildern Leben und Werk des Dichters dargestellt.

Die erste Gruppe zeigte Bilder aus dem Leben des Dichters:

seine Kinderjahre; als Schüler in Aschersleben und Halle; als Student der Theologie in Halle; mit seinen Freunden aus dem Hainbund in Göttingen; als Amtmann in Altengleichen; seine Helfer in Notlagen.

Die zweite Gruppe zeigte Münchhausen:

im Kreise seiner Standesgenossen; als russischen Husarenkommandanten; den Ritt auf der Kanonenkugel; auf Entenjagd; bei der Begebenheit in Konstantinopel und beim Tauspaß in Rußland.

Die dritte Gruppe stellte die Enkel der Schatzgräber dar. Die Bilder verdeutlichen: Werktätige zur Zeit G. A. Bürgers; die herrschende Klasse; Bauern auf eigenem Boden; Streben nach Wohlstand; gemeinsame, erleichterte Arbeit in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Kooperationsgemeinschaften durch Einsatz der Technik im Komplex; Aufbau und Perspektiven; Der Wunsch der Schatzgräber geht in Erfüllung; Erholung und Freizeitgestaltung."

Sehr bemerkenswert, weil dadurch die Beteiligung der Dorfbevölkerung tatsächlich erreicht werden konnte, ist noch der folgende Eintrag in eben genanntem Heftchen:

"Einem Aufruf des Rates der Gemeinde und des Dorfklubs an die Schriftsteller, Bürgerballaden in Theaterstücke umzuschreiben, folgte der Schriftsteller Kurt Herbert Göttlich aus Bernburg mit dem Stück "Der Bauer ist kein Adelsknecht". Es wurde mit ortseigenen Spielern unter der Regie von Arno Krüger uraufgeführt. Der Autor erhielt als erster den "Gottfried August Bürger Preis"."

Das Theaterstück ist noch im Museum vorhanden.



Die dokumentierten Ehrungen ihres berühmtesten Sohnes begannen in Molmerswende mit einem Aufruf des Pastor Krahnert im Jahre 1894:

 

Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für den Dichter Gottfried August Bürger in Molmerswende bei Königerode im Harz.


Am 8. Juni des Jahres werden es hundert Jahre, daß der in Molmerswende geborene Dichter G.A.Bürger das Zeitliche segnete. Aus Pietät gegen den unglücklichen aber talentvollen Dichter geht man hier mit der Absicht um, ihm ein, wenn auch bescheidenes Denkmal zu errichten.

Außer einigen Zuwendungen sind die Mittel zu gedachtem Zweck am Ort selbst durch kleine theatralische und Concert-Aufführungen aufgebracht. Aber noch fehlt viel. An alle Verehrer des Dichters, deren sich gewiß auch unter den Mitgliedern des Harzclubs viele finden, richte ich daher zugleich im Namen der Gemeinde Molmerswende die freundliche Bitte, uns zu

dem geplanten Werke behilflich zu sein und ihr Scherflein zu opfern. Beiträge, auch die kleinsten, nimmt der hiesige Schulze Carl Wiele, sowie auch der Unterzeichnete dankbar entgegen.

A. Krahnert, Pastor

Vorsitzender des Harzclub-Zweigvereins Leinemühle-Pansfelde

Harzer Monatshefte 5. Jahrgang 1894



1903




Die Einweihung des Bürgerdenkmals im Jahre 1903 ist im Museum gut dokumentiert, deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung:

  

 

Das 1903 eingeweihte Bürgerdenkmal in Molmerswende


1928


Die 25-Jahrfeier der Denkmalseinweihung 1928 wurde mit einem großen Programm begangen, das ebenfalls im Museum dokumentiert ist, deshalb nur das Programm und ein Bild vom Festumzug durch den Ort.



Ein Teil des Festumzuges: "Der Kaiser und sein Abt" vor der Kirche



1965

Die Überlegungen zur Einrichtung eines Bürgermuseums begannen im Herbst 1964. Mit der Gründung des Dorfclubs und der regelmäßigen (jährlich!) Durchführung von Dorffestspielen begann eine Hochzeit der Kultur in Molmerswende. Unter heutigen Umständen (wir schreiben das Jahr 2006) scheint das nicht wiederholbar zu sein.
Im Rahmen des 1. Dorffestes fand auch eine Bürgerehrung statt. Auch in den nächsten Jahren spielte bei allen diesen Festen der Dichter eine große Rolle (im Museum dokumentiert).

Einladung und Programm für 1965

Herr Dr. W.Friedrich (MLU Halle) bei seiner Festrede

Beim Umzug 1965



1973



Aus Anlaß des 225. Geburtstages wurde eine Büste des Dichters aufgestellt.


Teil des Festprogrammes


Bürgerbüste des Künstlers Heinz Bebernis (Halle) vor dem Museum


1994

Aus Anlass des 200. Todestages des Dichters fanden in der Gemeinde Molmerswende zahlreiche Veranstaltungen statt.


Der Freundeskreis Kunst und Literatur Harz e.V. beschäftigte sich gemeinsam mit der Verwaltungsgemeinschaft und dem Landkreis Mansfelder Land schon seit 1992 mit der Idee einer Neugestaltung des Gottfried-August-Bürger-Museums, schließlich hatte er sich 1992 gegründet, um das bis 1990 rege Kulturleben in der Region zu erhalten und zu fördern.

1994, im Jahr des 200.Todestags Gottfried August Bürgers, sollte die Neueinrichtung

abgeschlossen sein. Mit finanziellen Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des Landkreises gelang das Vorhaben. Am 30.April1994 konnte das Literatur Museum in Bürgers Geburtshaus eingeweiht werden.

Im Juni 1994 wurde eine Festwoche veranstaltet. Alle ortsansässigen Vereine hatten sich an der Vorbereitung beteiligt. Der Freundeskreis Kunst und Literatur übernahm die Organisation.

Schon in den Jahren 1992 und 1993 fanden Veranstaltungen statt, die man als Einstimmung

auf das "Bürgerjahr" verstehen kann, z.B. Konzerte mit Musik aus der Bürgerzeit mit dem Händelfestspielorchester Halle, dem Barockensemble des Telemann-Kammerorchesters Michaelstein, den Hallenser Madrigalisten u.a.

Zum festlichen Auftakt der Feierlichkeiten wurde am 2. Januar das Opernintermezzo 

"Pimpinone" von Georg Philipp Telemann mit Solisten der Komischen Oper Berlin aufgeführt. Die kulturellen Veranstaltungen erstreckten sich über das ganze Jahr 1994. Es gab Konzerte zu erleben, Theateraufführungen, Buchlesungen und Buchpräsentationen.

Am 8.Juni fand eine Festsitzung statt und zum Abschluß der Festwoche ertönte die Feuerwerksmusik von Händel im Bürgergarten, die mit einem Barockfeuerwerk ausklang.

Am Historischen Markt im Stil der Bürgerzeit beteiligte sich fast das ganze Dorf.

Silhouettenschneider hatten ihr Zelt aufgebaut, alte bäuerliche Arbeiten vom Ziegenmelken und Buttern bis zum Dreschen auf alte Weise konnte man mitmachen oder anschauen. Zinngießer, Glasbläser, Töpfer, Spanschachtelmalerinnen, Kostümschneiderinnen, eine Töpferin und die Kräuterfrau des Klosters Michaelstein führten ihre Kunst vor und boten ihre Waren an. An der uralten Spritze der Freiwilligen Feuerwehr, die man in Aktion erleben konnte, hatten alt und jung ihre Freude. Ein altes Karussell, ein Leierkastenmann, eine barocke Bläsergruppe und andere attraktive Darbietungen rundeten das historische Markttreiben ab.

Der Aufruf des Freundeskreises brachte Grafiken, Zeichnungen und Collagen vor allem zum Thema "Münchhausen". Die Ausstellung "Neues zu Bürger I" entstand. Künstler aus ganz Deutschland und Dänemark beteiligten sich. Mit finanziellen Mitteln von Land, Kreis und der Sparkasse Mansfelder Land war es möglich, 20 Grafiken und 5 Bücher für das Museum zu erwerben. Einige Künstler schenkten dem Museum ihre Arbeiten.
Die Ausstellung wurde außer im Bürgermuseum noch im Gleimhaus Halberstadt, in der Brauhausgalerie Hettstedt und an anderen Orten gezeigt.

Bis zum Ende des Jahres rundeten weitere Veranstaltungen, unter anderem ein Lügenwettbewerb das Bürgerjahr ab.

  

Programm, u.a. mit dem Eisleber Theater

 

Bei der Eröffnung des neu gestalteten Museums

                                                                                                                 
Bilder vom historischen Markt



1997

Um die Feiern zum 250. Geburtstag des Dichters machte sich insbesondere der Freundeskreis Kunst und Literatur Harz e.V. unter Leitung von Renate Koschitzki verdient.

            

In den Jahren 1995 bis 1997 sammelte der Freundeskreis neue Bilder zu Bürger-Werken, dieses Mal zum Thema "Bürgers Liebeslyrik und politische Dichtung". Zu Werken des Dichters mit diesen Inhalten hatte es bisher kaum Abbildungen gegeben. Wieder reichten Künstler aus mehreren Ländern Europas ihre Werke ein. Die am Ende ausgewählten Arbeiten kamen aus ganz DeutschLand.

Sammlung, Ausstellung und Erwerb einiger Werke ermöglichten vor allem Fördermittel der Lotto-Toto GmbH und des Landes Sachsen-Anhalt.

Im Dezember 1997 konnte die Ausstellung "Neues zu Bürger II" präsentiert werden. Auch diese Exposition wanderte nach Halle, nach Hettstedt, ins Gleimhaus Halberstadt und nach Weißenfels in die Schloßgalerie.

Bis zum Ende des Jubiläumsjahres standen noch zahlreiche Veranstaltungen auf dem Programm, u.a. die Präsentation des Buches "Bürgers Liebesgedichte", Liederabende mit Vertonungen von Bürger-Balladen, die Ausstellung "Silhouetten des 18.Jahrhunderts", Vorträge über Bürger und sein Werk und eine Darbietung der Sprechbühne der Universität Halle über des Dichters Leben und Wirken.



 

Ein hochkarätiges Konzert war Bestandteil der Feierlichkeiten. Vertonungen von Bürgers Gedichten von namhaften Komponisten wurden geboten.

 

Veranstaltung in der Gottfried-August-Bürger-Bibliothek Hettstedt

Ein Resumee des Freundeskreises Kunst und Literatur über die Bürgerehrungen der Jahre 1994 und 1997, rechts der geistige Vater des Museums, Herr Prof. Th. Höhle (Halle), links Renate Koschitzki vom Freundeskreis.